1.7 Gleisfeld gestalten (1/2)

In einer der letzten Beiträge hatte ich erwähnt, dass ich mich nun (endlich) wieder um das Thema „Gestaltung der Gleise“ im Bahnhofsbereich kümmern darf.

Zu diesem Thema findet man mit Sicherheit eine Menge Artikel und Tipps in gedruckter oder elektronischer Form. Ich möchte hier die Gelegenheit nutzen, um meine eigenen Techniken vorstellen. Am Ende eines Kapitels gebe ich dann gerne einen Überblick über die verwendeten Materialien.

Untergrund und Bettung

Bereits beim Verlegen der Gleise sollte man bedenken, dass später neben das Gleis auch noch sämtliche Gestaltungen schon von der Art und Weise der Gleisbettung abhängen.

Gleise können direkt auf dem Untergrund fixiert werden, da ich aber ein System ohne Bettung verwende, empfiehlt es sich, diese mit einer Bettung zu versehen. Mit Bettung meine ich nicht die vorgefertigten Formen, in den man Gleise einsetzt, in meinen Fall handelt es sich um eine Schicht unterhalb des Gleises. Einerseits dient es als mehr oder wenig wirksame Schalldämmung, andererseits aber auch als Hilfe für die Gestaltung eines Bahndamms für unser Modellbahn Gleis.

Hierfür gibt es nun verschiedene Möglichkeiten, ich persönliche verwende dazu Kork Matten aus dem Baumarkt. Als Stärke verwende ich für meine Schmalspur 3 mm, dies spielt aber eigentlich nur außerhalb des Bahnhofs eine Rolle, da die Kanten gleich als Böschung dienen. Übrigens, die Mühe, die Kanten abzuschrägen, kann man sich schenken, es sei denn man verwendet die Kork Bettungen mit abgeschrägter Kante. Ich empfehle aber die Massenware aus dem Baumarkt.

Von irgendwelchen Materialien wie Trittschall Dämmungen rate ich ab, auch wenn man das günstig bekommt, Naturstoff Kork sollte die erste Wahl sein.

Im Strecken Bereich verlegt man die Kork Bettung am Besten in Streifen. Die Breite ergibt sich aus der Breite der Gleise (Schwellen) mit einer Zugabe rechts und links. Für Neben- und Schmalspur Strecken reichen ein paar Millimeter zur Darstellung der Böschung, da die Gleisanlagen hier generell nicht so aufwendig erstellt werden. Bei meinem H0m Gleisen verwende ich als Breite 3 cm, das hat sich bewährt.

In Kurven sollte man die Kork Streifen einschneiden, am Besten etwas herausschneiden, damit man die engen Kurven eleganter darstellen kann.

Den Kork verklebe ich mit UHU Haft Kleber, gerne auch Lösungsmittel frei. Wer bessere Schalldämpfung benötigt, kann auch dauer elastischen Kleber wie den Leim noch NOCH verwenden.

Wichtig ist, dass man die Kork Matten gut andrückt, hierfür empfiehlt sich ein Gummi Roller, den man in jedem Baumarkt in der Tapeten Abteilung findet (eigentlich zum Andrücken der Tapeten Kanten gedacht.)

Im Bahnhofsbereich verlege ich die Kork Matten als flächige Stücke und nicht jedes Gleis mit einzelnen Streifen. Das hat mehrere Gründe:

  • es geht schneller
  • ist bei Schmalspurbahnen kein aufwendiger Oberbau der einzelnen Gleise vorhanden
  • hat man alles auf einer Null Höhe (Bahnsteige, Oberleitung etc. richten sich ja danach)
  • ist bei Schmalspurbahnen nur wenig Schotter direkt am Gleis, diese verschwinden dabei quasi fast
  • spart man sich das „Füllen“ von Gräben oder Zwischenräumen

Wichtig ist, dass man vor weiteren Arbeiten den Kork noch versiegelt, da dieser Flüssigkeiten aufnimmt und im schlimmsten Fall aufquillt oder gar vergammelt.

Hierfür gibt es mehrere Möglichkeiten. Unter den Gleisen verteile ich den Haftkleber großzügig wie eine Farbschicht, neben den Gleisen verwende ich dann Acrylfarben, man kann aber auch einen Standard Tiefengrund verwenden. Als Farbe sollte man braun oder schwarz verwenden.

Ich verklebe die Gleise und fixiere sie zum Trocknen mit Stecknadeln. Dadurch verhindert man die Entstehung von Schall Brücken, aber auch die Optik ist einfach besser. Aber auch hier gilt, mach was du willst, jeder hat seine eigene Technik. Das Verkleben ist z.B. nach dem Trocken nicht mehr zu korrigieren bzw. nur noch mit Kollateral Schäden zu entfernen.

Als Ergänzung: Möchte man später noch weitere Gelände Schichten unterhalb des Bahndammes formen, macht es sogar Sinn, unter den Kork noch auf Styrodur (oder ähnliches) Platten zu verlegen. Mann könnte hier noch so etwas wie Wasser Kanäle gestalten, aber soweit möchte ich es nicht treiben.

Fertiges Gleisfeld
Fertiges Gleisfeld

Materialen, Werkzeuge

  • Gleissystem der Wahl
  • Kork Matten oder Rolle aus dem Baumarkt, 3 oder 5 mm (besser 3 mm bei H0m)
  • Haft Kleber (Universal) aus der Dose oder Tube (Hersteller eigentlich egal, ich verwende meistens UHU), gerne Lösungsmittel frei (Geruch, Umwelt)
  • Gummi Roller (Tapeten Naht Roller) aus dem Baumarkt
  • Schere und Cutter
  • Stift (CD Marker) und Lineal
  • Tiefengrund oder Acrylfarben (schwarz, braun)

Gleise behandeln (Methode 1)

Wenn man mal ein Industrie Modell Gleis in die Hand nimmt und es mit einem Gleis bei der echten Bahn vergleicht, wird man sehen, dass diese sehr unterschiedlich aussehen. Bei der echten Bahn neigen Schwellen dazu, egal aus welchen Material, schnell zu verdrecken, aber vor allem wird man eine Menge Flugrost sehen. Diesen Effekt im Modell nach zu bilden ist gar nicht schwer, hier gilt aber auch, dass man es wirklich bis in letzte Detail machen kann oder zu mindestens mit einfachen Mitteln einen vernünftigen Eindruck erzielen kann.

Unbehandeltes Gleismaterial, egal ob mit oder ohne Bettung, sieht einfach stino aus.

Für meine Zweck habe ich mir zwei Verfahren ausgeguckt.

Kleine Schablone
Kleine Schablone

Das erste, einfache Verfahren ist es, die Gleise einfach mit einer braunen Acrylfarbe zu besprühen. Entweder verwendet man ein entsprechendes Airbrush Set oder wie ich, die Farbe aus der Dose. Damit die Farbe sich nicht überall verteilt, habe ich mir ein einfaches Hilfswerkzeug gebaut. Ich schnappte mir einfach zwei Pappkartons (hat man als Internet Käufer meist zur genüge), zeichnete am Boden einen 3 cm dicken Streifen und trennte diesen mit einem Cutter heraus. Nun kann man den Karton einfach auf das Gleis setzen, ausrichten und dann wie gehabt mit der Dose sprühen, ohne gleich alles andere mit zu färben. Für etwas schwer erreichbare Stellen oder Ecken kann man auch einen kleinen Karton vorbereiten, ohne störende Kanten oder Flächen.

Mit der Dose und meinen Kartons färbe ich so alle Gleise im Bahnhof und auf der Strecke (nur im sichtbaren Bereich). Bei allen Weichen und Kreuzungen verwende ich die Methode nicht, da die beweglichen Teile sofort verkleben würden. Als Obacht!

Man sollte dabei auch immer in kleinen Abschnitten vorgehen und die Schienen der Gleise sofort reinigen, die ja beim Sprühen immer mit getroffen werden. Hier hilft natürlich auch ein Verdünner, ein Lappen oder Küchenrolle. Die letzten Reste kann man dann mit Gleis Reiniger Pads oder einem Schleifstein vorsichtig entfernen nach dem Trocknen.

Mit dieser Methode hat man dann schnell den größten Teil der Gleise eingefärbt. Lediglich die Schienen, die man vom Betrachter Standpunkt aus noch sehen kann, sollte man mit einem feinen Pinsel und einer Rost Farbe nachziehen (oder Airbrush, falls man das besitzt). Auch hier gilt, die Gleise sofort wieder reinigen.

Nach dem alles getrocknet ist, geht es weiter mit den ersten Materialien im und um das Gleis, doch zuvor…

Materialen, Werkzeuge

  • Pappkartons, groß und klein
  • Cutter oder Schere
  • Acrylfarbe, braun aus der Dose (Baumarkt oder Internet)
  • ein offenes Fenster (gut lüften beim sprayen)
  • Alternativ: Airbrush Set und braune Farbe (Rost)
  • Revell Email Farbe (Dosen), Farbcode 83 (Rost)
  • Revell Verdünner und Acryl Farben Verdünner
  • Lappen oder Küchenrolle
  • feine Pinsel (z.B. die von Revell)

Gleise behandeln (Methode 2)

Für alle Weichen, Kreuzungen oder andere empfindliche Stellen verwende ich einen feinen Pinsel (klein und sehr klein), Revell Email Farben und eine ruhige Hand. Ganz vorsichtig werden die Schwellen und die Schiene farblich behandelt. In den Bereich der Stell Schwellen und Zungen der Weichen mache ich aber NICHTS, um den Betrieb der Weichen nicht zu gefährden. Hier geht mal Betriebssicherheit vor die Optik.

Die Farbe kann mit passenden Verdünner ruhig flüssiger gemacht werden, damit überdeckt man die Kleineisen oder andere Teile nicht so sehr.

Gleisbau
Gleisbau

Auch hier gilt es, sämtliche Farbreste von den Köpfen der Gleise zu eliminieren, wie in Methode 1 beschrieben.

Für die Schienen und deren Befestigungen kann wieder Revell Rost Farbe verwendet werden.

Tipp: Man kann aber auch Farbtöne wie „Altes Holz“ bei Holz Schwellen verwenden, hier muss man halt schauen, was einem gefällt. Solche Farben gibt es z.B. von Weinert.

Sollte doch mal Farbe in die beweglichen Teile kommen, dann sofort mit Verdünner und Wattestäbchen reinigen, bis nichts mehr haftet.

Nach dem alles getrocknet ist, geht es weiter mit den ersten Materialien im und um das Gleis, doch zuvor…

Materialen, Werkzeuge

  • Revell Email Farbe (Dosen), Farbcode 83 (Rost) für Schwellen und Gleise
  • Alternativ: Farben für die Schwellen, wie z.B. „Altholz (Farbcode RAL 8019)“
  • Revell Verdünner
  • Küchenrolle
  • feine Pinsel (z.B. die von Revell)
  • Wattestäbchen

Vor dem Aufbringen der ersten Materialen

Bevor man nun anfängt, Kies, Schotter und andere Materialen zu benutzen, sollte man genau prüfen, an welchen Stellen neben oder in den Gleisen noch andere Elemente eingesetzt werden sollen.

Dazu zählen (natürlich auch je nach Anspruch mehr oder wenig andere Dinge):

  • Oberleitungsmasten (ja)
  • Schilder (ja)
  • Weichen Antriebe (falls oberirdisch)
  • Noch fehlende Drähte (beim Gleise verlegen erledigt)
  • Weichen Antriebs Attrappen (ja)
  • Weichen Laternen (ja)
  • Elemente wie Kabelkanäle, Deckel, Schaltkästen (ja)
  • Abdeckungen Schächte zwischen den Gleisen (ja)

Die Dinge mit (ja) wird es bei mir geben, also prüfe ich vorher, wo ich damit in der Nähe der Gleise zu tun habe und montiere diese gegeben falls vor allen folgenden Schritten. Oder ich lasse die Stellen noch frei, um diese Elemente später noch zu montieren. Es ist äußert mühselig später solche Stellen wieder freizulegen!

Man sollte bedenken, das bei der echten Bahn oft Kanäle aus Beton unter, neben oder zwischen den Gleise verlaufen, in dem Kabel, Seilzüge oder andere Dinge verlegt werden können. Man muss diese nicht sklavisch nachbauen, aber ein paar einzeln platziere Elemente können das Bild des Bahnhofs optisch aufbessern und sind auch nicht schwer zu machen.

Rohbau mit Betonsockeln als Platzhalter
Rohbau mit Betonsockeln als Platzhalter

Für die Schacht Abdeckungen, Kanaldeckel und Attrappen verwende ich als einfachen Platzhalter selbst gegossene Gips Elemente. Hierzu kommt eine Form zum Einsatz, mit der man normalerweise Mauerabschlusskanten formen kann. Für die Elemente breche ich dann passende Stücke (1, 2 oder 3 Längen) ab und klebe diese mit Holzleim an die passenden Stellen. Zuvor entferne ich auch den Kork, damit die Elemente ungefähr auf Höhe der Kante des Korks liegen. Die Gips Teile kann man auch noch ritzen, um z.B. die typischen Abdeckplatten der RhB darzustellen. Am Ende wird dann alles mit Kies oder Schotter umschlossen und die Elemente mit Beton Farben gefärbt. Man kann dann auch Riffelblech Imitate von Auhagen darauf verkleben, um Deckel oder Zugänge zu imitieren. Aber auch Schaltkästen oder Schilder lassen sich noch darauf stellen, man hat viele Möglichkeiten, um weitere Details zu gestalten.

Erste Schicht, Kies/Dreck

Wie bei jedem Bauwerk, wird bei der Bahn zwischen die Gleise, unter den Schotter und zum Verfüllen Kies verwendet. Durch den Betrieb bekommt dieser meist eine dunkle Farbe inkl. Flugrost. Man kann aber auch gerne hellen Kies simulieren, macht bei Neubau- oder modernisierten Strecken auch Sinn, da hier oft frischer Kies verwendet wird. Übrigens, neben Kies wird mit Sicherheit auch Split und Frostschutz Materialien verwendet, sorry wenn ich mit den Begriffen nicht so sicher im Umgang bin.

Für die Nachbildung dieses Materials verwende ich gerne den Quarzsand von Busch, vor allem die dunkelgraue Mischung (Neubau gibt es bei mir nicht wirklich, wenn dann kann man auch die helleren Sorten nehmen). Bei H0 gehen aber auch feine Schotter Sorten (N, TT) oder andere gemahlene Steine. Wichtig ist nur, keine Kunststoffe oder Matten zu nehmen.

Das Material lässt sich super einfach verarbeiten. Meine Vorgehensweise:

  • Flächen festlegen, dazu zählen die Zwischenräume der Gleise und die Randstreifen der Gleise
  • Auch außerhalb des Bahnhofs sollte man immer einen Streifen Kies/Dreck links und rechts des Gleises anlegen
  • Untergrund mit Farbe vorbereiten (braun oder schwarz)
  • Auf die getrocknete Farbe mit einem geeigneten Pinsel Holzleim auftragen (unverdünnt)
  • den Sand oder Schotter mit einem geeigneten Gefäß (Eierbecher!) behutsam auf den Leim schütten
  • mit einem Pinsel leicht andrücken, danach noch eine weitere dünner Deckschicht auftragen
  • alles gut durchtrocknen lassen, absaugen und solange wiederholen, bis alle Stellen wie gewünscht bedeckt sind

Der Kies sollte ruhig bis ans Gleis reichen, auch zwischen den Stellen kann etwas liegen bleiben. Wir werden diesen später wie beim Vorbild mit dem Schotter als zweite Schicht bedecken.

Bahnsteig im Rohbau
Bahnsteig im Rohbau

Im nächsten Teil geht es dann mit dem Schotter und Schildern weiter, natürlich auch mit anderen Dingen, die noch zu einem grundlegenden Gleisfeld Bild gehören sollten.

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