Rückmelder, Blockbildung und Gleisbesetztmeldung

Update 2020

In meiner Anlage sind Stand heute keine Rückmelder mehr verbaut. Ich fahre heute das Prinzip digitales Schalten, Fahren mit Handregler, aber keine Automatik. Auf S88 Melder würde ich heute verzichten und modernere Bussysteme wie BiDiB favorisieren.

Und rückmelden nur, wenn es wirklich große Anlagen sind mit Mehrfach Zugbetrieb.

Beitrag

Einführung

Da ich für meine zukünftige Anlage einen Schattenbahnhof plane, der nicht einsehbar ist und ich auch durchaus dazu neige, Teile des Betriebes auf der Anlage zu automatisieren, kommt man nicht drumherum, sich zu überlegen, wie das alles funktionieren kann und soll.

Bei digitalen Anlagen verwendet man in der Regel Rückmelder inkl. Gleisbesetztmeldungen, um solche Anforderungen zu realisieren.

Aber was machen die eigentlich? Im Grunde genommen melden Sie einer Zentrale und damit der verbundenen Software auf einem PC, wo gerade ein Zug über einen „Melder“ fährt. Das heißt, wir erfahren, wo sich gerade ein Zug auf der Anlage befindet.

Die Art der Melder unterscheidet sich primär schon einmal im Gleissystem. 3-Leiter Systeme wie die von Märklin haben es einfacher, dort kann man ohne großen Aufwand Kontaktschaltgleise kaufen oder bauen. Bei dem 2-Leiter System, das ich ja auch verwenden werde, ist es schon schwieriger. Da ich ja digital steuern werde, beschränkte ich bei meinen Recherchen natürlich nur auf „digitale“ Varianten, allerdings können alle Systeme auch im analogen Betrieb verwendet werden.

Grundlage

Generell funktionieren Rückmelder alle nach dem gleichen Prinzip. Ein stromloser Abschnitt wird für einen kurzen Moment mit Strom versorgt und löst dadurch einen Schaltvorgang aus. Dieser geänderte Zustand wird dann gespeichert (z.B. Relais) und erst beim Überfahren eines anderen Melders zurückgesetzt oder nach dem Ablauf einer bestimmten Zeit.

Bei meiner digitalen Steuerung verwende ich die Rückmelder als Auslöser in einem festgelegten Ablauf bei der Programmierung von Fahrstraßen. Doch dazu später mehr.

Rückmelde(r) Varianten

Im Laufe der Zeit haben sich verschiedene Systeme etabliert, die alle Ihre Vor- und Nachteile haben. Hier muss jeder für sich selbst entscheiden, was ihm gefällt. Oft hört und liest man, das das eine oder andere System nicht zuverlässig ist und teuer, aber ich würde hier einfach auf die eigene Erfahrung bauen. Egal welches System, installiert und betreibt man es „sauber“, sollte es keine Probleme geben.

  • Reed-Kontakte
    Bei den Reed-Kontakten wird im Gleis ein kleines Röhrchen mit 2 feinen Drähten eingebaut, und zwar dort, wo man eine Rückmeldung benötigt. Ein unter eine Lok oder Waggon angebrachter Kontakt sorgt dann dafür, dass die beiden dünnen Drähte sich verbinden und durch den dann fließenden Strom eine Meldung erfolgt.Reed-Kontakte gibt es von verschiedenen Fachherstellern zu fairen Preisen, allerdings wollte Ich bei mir auf den Eingriff an den Fahrzeugen verzichten.
  • Kontaktgleise
    Einige Hersteller bieten für Ihre Gleissysteme vorgefertige Kontaktgleise an. Diese funktionieren ebenfalls nach einem einfachen Prinzip, hier wird in der Regel ein kleiner Schalter durch die Räder der Loks und Hänger betätigt.
  • Strom-Sensoren
    Bei diesen Systemen werden durch stromführende Ränder (Lokachsen) isolierte Gleisabschnitte kurzfristig mit einem Strom versorgt und so der Schaltvorgang ausgelöst. Genau das ist es, für was ich mich entschieden habe. Doch dazu gleich mehr.
  • Andere Systeme
    Neben den oben erwähnten gibt es noch viele andere Systeme. Erwähnt seien z.B. Lichtschranken, Achsenzähler, Masse-Erkennung (3L-Systeme) und andere wie Lizzy etc. Wer sich mit den einzelnen Systemen genauer beschäftigen will, sei die Seite Digital-Bahn Info empfohlen.

Mein Favorit: Strom-Sensoren

Ich persönlich habe mich für die Variante mit isolierten Gleisabschnitten im 2L-System entschieden. Hierbei wird ein relativer kurzer Abschnitt (richtet Euch einfach nach dem kürzesten Achsabstand Eurer Lokomotiven) auf einer Seite isoliert. Denkt daran, das der Abschnitt keine Stromversorgung hat und bei zu großer Länge stehenbleiben können.

Entweder verwendet man isolierte Schienenverbinder in Kombination mit aufgeschnittenen Gleisen oder gleich zwei Einschnitte im Gleis. Optisch ist das natürlich kein Highlight, aber immer noch bessere als irgendwelche Bausteine im oder neben dem Gleis. Lücken in den Schienensträngen kann man z.B. mit flüssigen Kunststoffen schließen lassen, die man nach dem Austrocknen farblich behandelt.

An diese isolierten Gleisabschnitt kommt dann ein Kabel zum Rückmeldemodul.

Prinzip und Rückmelde-Bus-Systeme

Die folgende Grafik zeigt dabei das grundlegende Prinzip und die Schaltung.

Prinzip
Prinzip

Wie man sieht wird mit Hilfe eines digitalen Rückmeldemoduls das Signal vom Gleis (Strom) ausgewertet und dann mit Hilfe eines Rückmelde-Bus an die Zentrale übermittelt und damit dann an angebundene PC’s und deren Software.

Wie immer gibt es auch hier verschiedene Bus-Systeme. Der Quasi Standard ist der S88-Bus in Verbindung mit DCC/Märklin kompatiblen Signalen. Aber auch andere Bus-Systeme wie LocoNet, XpressNet werden unterstützt. Hierfür benötigt man natürlich wieder andere Rückmeldemodule.

Welches System man verwendet, hängt wieder vom persönlichen Geschmack ab. Ich habe mich für den S88-Bus entschieden, weil dieser von vielen Anbietern unterstützt wird, was sich auch positiv auf die Auswahl und die Preise auswirkt. Und mit Hilfe der einfachen Verkabelung kann man diesen Rückmelde-Bus, je nach Bedarf, immer weiter ausbauen.

Da meine Digitalzentrale leider keinen S88-Bus Eingang besitzt, verwende ich zusätzlich einen LocoNet-S88-Adapter, der aber auch den Vorteil hat, daß ich sämtliche Module von der Zentrale aus programmieren und einrichten kann.

Theoretisch lassen sich an den Adapter 31 „16-fach“ Melder anschließen, also ingesamt 496 Rückmelder auf der gesamten Anlage, nicht schlecht oder?

Finale und Blöcke

Die folgende Grafik zeigt den Aufbau, den ich für meine Anlage verwenden werde.

Mit Hilfe von zwei Rückmeldern werde ich wissen, welcher Gleisabschnitt oder Block gerade von einem Zug belegt ist. Aus diversen Foren weiß ich, dass man auch 3 Rückmelder verwenden kann, das finde ich in einem Schattenbahnhof übertrieben.

Das Ganze funktioniert dann nach folgenden Prinzip:

  1. Zug fährt über den 1. Rückmelder und meldet damit ein „ENTER“ in den Block.
  2. Zug fährt über den 2. Rückmelder und meldet damit ein „IN“ in den Block, d.h. der Block wurde besetzt. Hiermit kann, z.B. in einem Schattenbahnhof, auch ein STOP ausgelöst werden und der Block damit als besetzt gelten.
  3. Optional kann mit einem 3. Rückmelder auch folgendes realisiert werden:
    nach dem Überfahren des 2. Rückmelders wird ein verzögertes Bremsen eingeleitet „DELAY“ und beim 3. Rückmelder dann der STOP ausgelöst werden durch das „IN“.

Die folgende Grafik zeigt noch einmal dieses Prinzip:

Prinzip Block
Prinzip Block

ENTER steht übrigens für „Block wird belegt“ und „IN“ für „Block ist belegt“. „DELAY“ steht für eine weitere Aktion, hier in diesem Beispiel soll eine langsame Bremsung eingeleitet werden, die in sichtbaren Bereichen einfach optisch schöner aussieht. Parallel zu „IN“ können natürlich neben dem STOP der Lok auch weitere Aktionen wie „Signale stellen“ ausgelöst werden. All das kann bequem in programmierterten Fahrstraßen erledigen. Einen Step-By-Step Guide gibt es z.B. für Rocrail (welches ich auch verwende), hier werden aber auch viele Begriffe erklärt und eingeführt, die man für digitale Steuerungen wissen sollte.

Die folgende Grafik zeigt beispielhaft einen 4-gleisigen Schattenbahnhof mit den entsprechenden Blöcken (B1 bis B6), Rückmeldern und Standorten der Lokomotiven.

Schattenbahnhof
Schattenbahnhof

Meine Hardware

Für die Rückmeldung verwende ich die 16-fach Rückmelder von LDT mit Opto-Kuppler Eingängen, da diese sehr zuverlässig selbst kleine Spannungen erkennen. Der Anschluss erfolgt wie oben in der Skizze.

Rückmeldemodule mit Gleisbesetztmeldungen

Zusätzlich gibt es noch Module, die zusätzlich zur einfachen Meldung auch dafür sorgen, dass die isolierte Schiene mit den notwendingen Strom versorgen und sich merken, das ein Zug gerade den isolierten Abschnitt befährt. Sobald die Lok das andere Ende erreicht, wir der Strom abgeschaltet und der Bereich wird wieder freigegeben.

FAQ

Es gab immer wieder ein paar kleine Fragen, die auftauchten und manchmal nur schwer via Recherche zu beantworten waren, daher hier eine kleine Auflistung.

  • Für Rückmeldungen werden nicht, wie üblich, die Gleisanschlüsse der Zentrale verwendet?Richtig, für Rückmeldungen wird ein extra Kabelstrang bzw. ein Extra-Bus verwendet. Standard ist dabei der S88-Bus, welcher zusätzlich an die Zentrale angeschlossen wird.
  • Wenn meine Lok einen Rückmelder überfährt, wird das Signal für jede Achse ausgelöst. Ist das normal?Ja, das ist normal. Da oft jede Achse Strom führt, wird das Signal für jede Achse ausgelöst am Rückmelder. Im Prinzip macht das aber nichts, da wir bei der PC Steuerung entsprechende Bufferzeiten einbauen und mehrere Rückmelder verwenden. Ist das Ganze zu verwirrenden, sollten Rückmelder mit eingebauten Gleisbesetztmeldern verwendet werden.
  • Benötigt das Rückmeldemodul nicht Strom und wo kommt dieser her?
    Ja, das Modul benötigt Strom, welches es sich vom S88-Bus nimmt. Daher sollte dieser, wenn z.B. an einen LocoNet-S88-Adapter angeschlossen, auch einen Eingang an der Zentrale mit Stromversorgung für den LocoNet Bus angeschlossen werden.

Offene Fragen

Wie alle digitalen Geräte muss man den LocoNet-S88-Adapter programmieren, damit u.a. festlegen kann, welche Adresse der erste Rückmeldeanschluss enthält. Laut den Anleitungen kann man dann an den Adapter 31 Rückmelde Module anschließen. Die ersten 16 Adressen ergeben sich beim 1. Modul ja dann aus der Basisadresse (z.B. 1 -16). Nur wie verhält es sich dann mit dem 2. angeschlossenen Modul. Bekommt es dann automatisch die Adressen 17-32? Sobald ich das klären kann, werde ich den Beitrag aktualisieren.

Fazit

Nach dem man seinen Gleisplan fertig hat, sollte man damit anfangen, die Gleisabschnitte/Blöcke festzulegen, die man für eine automatische Steuerung benötigt. Natürlich kann man in allen sichtbaren Bereichen darauf verzichten, vor allem wenn man Betrieb von Hand machen will. Aber gerade in nicht sichtbaren Teilen wie Schattenbahnhöfen, längeren Tunneln und Gleiswendeln kann die Rückmeldung in Verbindung mit automatischen Steuerungen sehr vieles erleichtern und wirklich schwer ist es auch nicht.

Rückmelder im Gleis
Rückmelder im Gleis
Mein Versuchsaufbau
Mein Versuchsaufbau

 

 

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