Früher oder später wird man, wenn man an einer Modellbahnanlage baut, über das Thema „Spachtelmasse“ stolpern und wie, fast immer, vor eine große Auswahl an verfügbaren Produkten gestellt.
Folgend werde ich meine persönlichen Erfahrungen darlegen und Produktempfehlungen geben, es ist keine Werbung.
Wer, aus welchen Gründen auch immer, der Meinung ist das solche Produkte viel zu teuer sind, sollte hier bitte nicht weiterlesen.
Wozu?
Spachtelmassen kommen bei mir zu folgenden Zwecken zum Einsatz:
- Felsen
- Geländegestaltung
- Überspachteln von Rohbau Materialien
- Schließen von Lücken und Spalten
Logischerweise setze ich für die einzelnen Zwecke unterschiedliche Spachtelmassen ein, weil hier auch unterschiedliche Anforderungen zum Tragen kommen.
Für mich persönlich teile ich die Spachtelmassen auch nach folgenden Kategorien ein:
- Abbindzeit
- Trockenzeit
- Handling
- Optik
- Gewicht
Die Abbindzeit ist ein sehr wichtiger Faktor, wenn man viele kleine Baustellen hat ist es natürlich kontraproduktiv wenn die die Spachtelmasse im Becher bereits abbindet bevor sie vearbeitet werden kann.
Spachtelmassen sollten nach einer bestimmten Zeit durchgetrocknet sein, Geduld ist hier natürlich eine Tugend, aber ich habe schon Spachtelmassen gehabt, die waren noch nach Wochen feucht. Nicht unbedingt das, was wir auf einer Modellbahn wollen.
Spachtelmassen sollten sich immer gut verarbeiten lassen, was nützt mir ein billiger Preis, wenn der Kram sich nur schwer formen lässt und sich hinterher nur mühsam bearbeiten lässt.
Nicht immer passen Spachtelmassen zur gewünschten Optik von dem was man gestalten möchte, auch darauf sollte man achten.
Zu guter letzt, aber auch wichtig, ist es manchmal wichtig, das durch die Spachtelmasse das Gewicht einer Anlage, eines Segments bzw. Moduls oder eines herausnehmbaren Teils nicht exorbitant erhöht wird.
Der Klassiker: Gips
Gips dürfte der Klassiker unter den Spachtelmassen sein. Auch für die Modellbahn, oder gerade hier, ist er für viele Anwendungszwecke ideal. Ich persönlich verwende ihn inzwischen nur noch für die Gestaltung von Felsen und hier ist er meine erste Wahl. Gips bindet extrem schnell ab und man sollte hier immer gut dosiert vorgehen.
Gips gibt es in jedem gut sortierten Baumarkt, man sollte immer darauf achten, das es reiner Gips, bevorzugt Modellbau Gips ist, keiner mit irgendwelchen Zusätzen. 5 Kilo sind eine guter Invest, nichts ist ärgerlicher als wenn einen das Material ausgeht 😉
Zusätzlich, wenn ich die Abbindzeit erhöhen möchte, mische ich Gips 1:1 mit Moltofill. Das Gemisch lässt sich ebenso gut verarbeiten und ist auch für Felsen gut geeignet.
Gips sollte man vor dem Färben, falls gewünscht, versiegeln. Hier empfiehlt sich handelsüblicher Tiefengrund. Alternativ kann Gips auch sehr gut und optisch überzeugend, mit Washing Farben von Vallejo färben und danach mit einem matten Klarlack versiegeln.
Auf andere Spachtelmassen aus dem Baumarkt wie z.B. Rotband Putz würde ich verzichten.
Sculptamold und Verwandtes
Auf Sculptamold bin ich durch einen bekannten Modellbahn Youtuber namens Luke Towan gestossen. Die Masse besteht aus Gips und anderen Zusätzen, wird aber vor allem durch die eingebrachte Zellulose sehr voluminös. Es lässt sich gut vearbeiten, egal ob mit Spachtel oder ganz einfach mit den Fingern (Handschuhe empfohlen), was durch eine lange Abbindzeit noch unterstützt wird. Größter Vorteil ist aber das extrem leichte Gewicht und das man es nachträglich noch schleifen und andersweitig bearbeiten kann. Farblich lässt es sich mit beliebigen Modellbaufarben behandeln.
Ich verwende Sculptamold inzwischen vor allem für die Gestaltung des Geländes, wenn ich größere Lücken und Spalten schließen möchte und den Rohbau (z.B. Polystyrol und ähnliches) generell überziehen möchte. Sculptamold ergibt im Gegensatz zu glatten Spachtelmassen wie Gips einen realistischen Untergrund bzw. Bodeneffekt. Gipsbinden konnte ich so erfolgreich verbannen, die machen mir viel zu viel Dreck.
Man sollte allerdings darauf achten, Sculptamold mit einer Deckschicht zu versehen, wenn man darauf Modellwasser einsetzen möchte. Die Zellulose erzeugt manchmal beim Trocknen kleine Löcher, wo das Wasser sofort reinzieht und wegläuft.
Sculptamold ist nicht gerade günstig, da es vor allem in den USA bekannt und verfügbar ist, die Anschaffung ist aber trotzdem gut investiertes Geld. Der Riesenvorteil ist einfach das extrem leichte Gewicht gegenüber herkömmlichen mineralischen Massen wie Gips.
Ein ähnliches Produkt, nur deutlich feiner und sehr porös nach dem Trocknen, gibt es von Woodland Scenics, nämlich das „Lightweight Hydrocal„. Es ist ebenfalls sehr leicht nach dem Trocknen, hat aber eine sehr glatte Oberfläche. Größtes Problem ist das meiner Meinung nach gar nicht so einfache Anrühren (Tipp: wenig Wasser!) und die kurze Verarbeitungszeit.
Modellbahnspachtel
Es gibt eine Menge Spachtelmassen der verschiedenen Zubehörhersteller. Verwenden tue ich, wenn nötig, die Produkte von NOCH (Montage- und Felsspachtel) oder z.B. von Faller, hier vor allem den Strassen- und Geländerspachtel. Es sind alles mineralische Spachtelmassen, die sich wie Gips anrühren und verarbeiten lassen. Vorteil bei den Produkten ist es aber definitiv, das sie nicht so schnell abbinden und „streichfähig“ bleiben. Färben tue ich bei Bedarf immer nachträglich.
Man sollte aber immer beachten, das solche Spachtelmassen Ihr Gewicht haben und man immer sparsam damit umgehen sollte. Alternativen habe ich ja z.B. mit dem Lightweight Hydrocal von Woodland im vorigen Abschnitt benannt.
Generell kann man aber sagen, das die Gelände Spachtelmassen ihren Zweck sehr gut erfüllen und sich einfach und schnell verarbeiten lassen. Auch das nachträgliche Färben ist kein Problem.
Auf Spachtelmassen wie (z.B. Hydrocell von Faller oder Busch) verzichte ich aber, das ich hier unangenehme Erfahrungen mit ewigen Trocknungszeiten gemacht habe bzw. dauerfeuchten Stellen. Sculptamold und das Woodland Hydrocell trocknet deutlich schneller und zuverlässiger aus.
Wem die Produkte zu teuer sind, hier noch einmal der Tipp: Gips und Moltofill mischen und als Ersatz verwenden.
Spezielles: Felsspachtel von NOCH
Den NOCH Felsspachtel, in meinen Fall die Granit Variante, verarbeite ich sehr gerne um Lücken und Zwischenflächen beim Erstellen von Felsen zu füllen. Auch als „steiniger“ Untergrund für Flächen im Gebirge oder als Putz für natürliche Tunnelinnenwände ist die Spachtelmasse gut geeignet.
Sie lässt sich gut anrühren und verarbeiten und durch die eingearbeiteten Kugeln aus Styropor ergibt sich eine felsige, steinige Optik.
Der Felsspachtel kann wie Gips oder Geländespachtel nachträglich noch gefärbt und behandelt werden.
Sonstiges
Es gibt mit Sicherheit noch eine Menge alternative Produkte, aber wenn man krampfhaft versucht Geld zu sparen, sollte man mal auf eine Lok verzichten und lieber etwas in die hier genannten Produkte investieren.
Und warum sollte man auf bewährte Produkte und Methoden unbedingt verzichten wollen, schließlich haben sie sich inzwischen auch jahrzehntelang bewährt.
Interessant wäre noch ein Spachtel auf Basis von Holzschleifstaub, die von Vampisol in einem Youtube Video vorgestellt worde. Leider bekommt man solchen Staub nicht einfach so zu kaufen (ist Sondermüll). Kontakt zu einer Schleiferei bzw. Schreiner könnten helfen, doch obacht, für die Lungen ist das nicht gesund wenn man das einatmet!
Liste
Zu guter letzt hier noch eine Liste für das Internet. Bitte beachtet, das sämtliche Links Empfehlungen sind, ich mache hier keine Werbung noch bekomme ich Geld dafür, Danke!